Spannende Romane schreiben – Teil I

Wie das richtige Tempo einen Roman zum Pageturner macht

(Teil 1 von 2)
Ein hohes Tempo macht einen Roman zum Pageturner.


Viele Krimi-AutorInnen träumen davon, eines Tages ein Buch zu schreiben, das die LeserInnen kaum noch aus der Hand legen können und von der ersten bis zur letzten Seite atemlos verschlingen. Mir geht es nicht anders und deshalb beschäftigt mich die Frage: „WIE mache ich das?“

Wie kommt das Tempo ins Buch?
Schreibratgeber füllen inzwischen zwei Regalbretter in meinem Büro, doch die meisten konnten mir meine Frage nicht beantworten. Interessant fand ich, was Albert Zuckerman darüber schreibt, der Literaturagent von Ken Follet. In seinem Buch „Bestseller“ ist zu lesen: „Tempo ist jenes Element eines Erfolgsromans, das im Normalfall mehr als jedes andere dafür sorgt, daß der Leser Seite um Seite verschlingt“ (S. 239). Damit meint er eine Erzählweise, die unablässig vorwärts drängt, bei den Lesern immer neue dramatische Fragen entstehen lässt und die Handlung vorantreibt. Zuckerman erläutert: „Nun werden Sie vielleicht fragen, was unter dem Begriff ‚Vorantreiben einer Handlung‘ konkret zu verstehen ist. Die Antwort lautet: Wandlung“. Er geht davon aus, dass ein erfolgreiches Buch voller Wandlungen sein muss, also voller kleiner Ereignisse, Taktschläge oder Akzente, die etwas in der Geschichte verändern: die Richtung eines Fahrzeugs, das Schicksal einer Person oder einer Nation. Um ein hohes Tempo zu erreichen, muss auf jeder einzelnen Seite oder im Lauf einer Szene mindestens ein Wandel geschehen.

So sehen temporeiche Romane aus
Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn die Basis stimmt: Ich brauche einen spannenden Plot und interessante Figuren. Kommt dann noch ein hohes Tempo hinzu, stehen die Chancen für einen Pageturner gut. Um mehr über das Tempo von Büchern zu lernen, habe ich mir zwei Bestsellerautoren vorgeknöpft: Dan Brown und Stieg Larsson. Diese Autoren könnten unterschiedlicher nicht sein, was das Tempo betrifft. Doch beide schreiben Spannungsliteratur und beiden haben für ihre Bücher ein Millionenpublikum begeistert.

In Stieg Larssons Roman „Verblendung“ kommt die Geschichte erst ganz allmählich in Gang. Der Autor nimmt sich viel Zeit für die ausführliche Schilderung von Ortschaften, Räumen und Befindlichkeiten der Personen. Die Ereignisse schreiten geruhsam voran. Es dauert ganze 385 Seiten, bis sich die Hauptfiguren Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist das erste Mal gegenüber stehen. Das Tempo des Romans ist ruhig und nahezu gemütlich. Trotzdem entwickelt die Geschichte einen gewissen Spannungsbogen, der vom Plot und den beiden Hauptfiguren getrieben wird. Besonders Lisbeth Salander trägt zum Spannungsaufbau bei, sie ist eine faszinierende und einzigartige Romanfigur. Obwohl der Plot einige Längen hat, hält das Interesse an dieser Figur auch das Interesse an der Geschichte wach.

Ganz anders Dan Brown in „Illuminati“. Auch hier wird der Spannungsbogen vom Plot getrieben, doch die beiden Hauptfiguren bleiben eher blass. Aber das Tempo ist unglaublich hoch: Die Figuren scheinen fast atemlos von Ereignis zu Ereignis zu hetzen, zahlreiche Szenen enden mit einem Cliffhanger und immer neue Vorfälle bauen eine hohe Spannungskurve auf. Der Autor nimmt sich nicht die Zeit, Landschaften zu schildern, Personen vielschichtig zu zeichnen oder eine Situation ausführlich darzulegen. Die Ereignisse in seinem Buch sind kurz getaktet wie in einem Actionfilm. Szene für Szene steht immer wieder eine Menge auf dem Spiel und wer sich in die Geschichte reinziehen lässt, klebt atemlos an den Buchstaben und liest immer weiter, weiter, weiter. Ein Tempo, bei dem auch den Leserinnen schier der Atem vergeht und das viel zusätzliche Spannung aufbaut.

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Von der Idee zum Roman

Mit dem richtigen Tempo erfolgreiche Bücher schreiben
Das bestätigt, was Zuckerman schreibt: Um ein hohes Tempo zu erreichen, muss auf jeder einzelnen Seite oder im Lauf einer Szene mindestens ein Wandel geschehen. Das ist bei Dan Brown der Fall, bei Stieg Larsson dagegen nicht. Browns „Illuminati“ ist mit Abstand temporeicher als Larssons „Verblendung“. Trotzdem konnten sich auch Larssons Bücher millionenfach verkaufen.

Die beiden Bestseller zeigen, dass ein hohes Tempo nicht über den Erfolg eines Buches entscheidet. Manchen LeserInnen ist der Roman von Dan Brown viel zu hektisch und oberflächlich. Anderen wiederum erscheint Stieg Larssons Buch todlangweilig. Und beide Romane sind in der Sparte Spannungsliteratur sehr erfolgreich: Denn das jeweilige Tempo passt sehr gut zur Art der Geschichte und zum Charakter der Figuren.

So gestaltet man das Tempo von Büchern
Es empfiehlt sich also, mit dem Tempo bewusst umzugehen. Denn es ist ein weiteres Element, das man einsetzen kann, um einen Roman spannender zu machen. Neben den Wandlungen gibt es viele weitere Faktoren, die das Tempo einer Geschichte beeinflussen.

Das bringt Ruhe in einen Roman:

  • Landschaftsschilderungen
  • Beschreibungen von Alltagsverrichtungen wie Duschen, Einkaufen, Kochen
  • Ausführliche Schilderungen von nicht zielgerichteten Gedanken einer Figur
  • Einzelheiten über Personenbeförderung von A nach B (mit dem Autor fahren, Bus fahren usw.)
  • Alles, was ohne Ziel gemacht wird (spazieren gehen, plaudern, fernsehen usw.)
  • Für alle Handlungen ist reichlich Zeit vorhanden

So tritt man gehörig aufs Gaspedal:

  • Ein überraschendes Ereignis folgt auf das andere
  • Die Konflikte häufen sich
  • Dialoge dienen mehr der Problemlösung und weniger dem Informationsaustausch
  • Jede Handlung verfolgt ein bestimmtes Ziel, das in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt
  • Für alle Handlungen bleibt nur wenig Zeit

Welchen Eindruck ein Element erweckt – ob bremsend oder beschleunigend – ist natürlich immer von der jeweiligen Geschichte und der konkreten Szene abhängig. In einem temporeichen Roman, der gerade seinem Höhepunkt zusteuert, kann die Schilderung einer kargen Wüstenlandschaft das Tempo noch erhöhen durch die anschauliche Beschreibung der gnadenlos brennenden Sonne in Verbindung mit der Zunge der Heldin, die am Gaumen klebt.

Bücher mit einem guten Rhythmus schreiben
Durch den bewussten Umgang mit diesen Elementen lässt sich das Tempo eines Romans gezielt steuern. Jede Geschichte und jede einzelne Szene erhält so die richtige Gangart. Viele AutorInnen sorgen außerdem für einen regelmäßigen Tempowechsel. Nach einer schnellen Passage folgt ein langsamer Abschnitt, der die LeserInnen etwas zur Ruhe kommen lässt. Umso stärker ist dann die Wirkung, wenn durch die Ereignisse der folgenden Szene das Tempo wieder nach oben getrieben wird. Auf diese Weise entsteht ein Rhythmus: die Aufeinanderfolge von schnelleren und langsameren Passagen.

Egal ob Krimi, Liebesgeschichte oder Fantasy, alte oder neue Erzählformen, kurz oder lang, dramatisch oder episch: Jede Geschichte hat ihr eigenes Tempo, das dazu genutzt werden kann, den Spannungsbogen aufzubauen und zu verstärken. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, vor dem Schreiben zu überlegen, in welchem Tempo eine Geschichte erzählt werden sollte. Welcher Stil passt zum Inhalt, zu den Hauptfiguren und zu mir als Autorin? Welche Passagen kommen besser mit einem hohen Tempo zur Geltung und wann ist der Moment gekommen für eine ruhigere Episode? Ergibt sich auf diese Weise ein harmonischer Rhythmus? Der bewusste Umgang mit dem Tempo einer Geschichte ist ein weiterer Faktor, um aus einem Roman einen richtig guten Roman zu machen.

Die Zitate stammen aus:
Albert Zuckerman: Bestseller. Der Agent von Ken Follett über die Kunst und das Handwerk, einen Bestseller zu schreiben. Bastei Lübbe Taschenbuch, 1. Auflage Juni 2000.

Spannende Romane schreiben – Teil I
Spannende Romane schreiben – Teil II

5 Kommentare zu „Spannende Romane schreiben – Teil I“

  1. Anja Weber-Huthloff

    Ich finde Ihre Beiträge zum Schreiben von Romanen einfach zauberhaft, vor allem wegen der praxisnahen Beispiele aus den unterschiedlichen Literaturen. So kann man sehr gut begreifen, worum es geht und hat gleich eine Gedächtnisstütze. Vielen Dank!

  2. “[…] (mit dem Autor fahren, Bus fahren usw.)” Dieses ‘freud’sche’ Vertippen gefällt mir. Ich würde es so lassen. :-)

    Ich wähle ebenfalls den regelmäßigen Tempowechsel – aus Gnade vor den Lesern, sie immer wieder Luft holen zu lassen. Wir sind schließlich nicht auf der Jagd. Manchmal aber doch.

  3. Ich habe selbst auch schon meine schreiberfahrungen machen dürfen. Zwar bisher eher Kurzgeschichten, weil ich nicht langatmig genug für einen ganzen Roman aktuell bin, aber selbst bei Kurzgeschichten gibt es viel zu beachten.
    Was mir zu Beginn meines “Autoren-Daseins” – wenn man es denn schon so nennen darf – sehr geholfen hat war ein komplettes Clean machen meines ganzen Umfeldes. Sprich: alles Alte raus aus dem Arbeitszimmer und frische, inspirierende Sachen rein. Habe mir zum Beispiel einen Hundertwasser-Kalender von letztem Jahr auf dem Flohmarkt gekauft und die Bilder ausgeschnitten und aufgehängt.
    Außerdem habe ich mir Inspiration für einen neuen Tisch geholt und mich dann für einen sehr cleanen, modernen, weißen Schreibtisch mit vielen Schubladen entschieden. Die sind sehr wichtig für mich, weil ich sozusagen “Ideenschubladen” habe in die ich dann meine Gedanken einordnen kann, die zu der jeweiligen Idee einer Geschichte passen. So schreibe ich alle Gedanken die für das Schreiben wichtig sein könnten tagsüber auf und wenn ich dann daheim bin, sortiere ich sie in meine Schubladen. Klappt sehr gut.

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