Mit Visualisierung zum besseren Roman

Oft wird mir die Frage gestellt: Muss ich wirklich vor dem Schreiben eines Romans die Handlung planen und die Figuren entwickeln? Meine Antwort: Nein, müssen Sie nicht. Denn beides ist möglich: Sie können entweder einfach drauflosschreiben oder Sie planen alles durch und fangen dann erst an zu schreiben. Doch egal, ob Sie vorab planen oder nicht: Visualisierung hilft, den Plot und auch die Figuren klarer zu sehen und zu optimieren.

Welcher Schreibtyp sind Sie?

Es gibt viele verschiedene Arten, wie man einen Roman planen und schreiben kann. Als angehende Autorin bzw. angehender Autor sollten Sie zu Beginn herausfinden, wie Sie am besten arbeiten können. Denn zum Schreiben braucht es eine Menge Kreativität und gerade der Arbeitsstil hat Einfluss darauf, ob Sie Ihre Kreativität optimal nutzen können oder ob Sie sich direkt in eine Schreibblockade manövrieren.

Sind Sie eher die Planerin bzw. der Planer? Brauchen Sie Struktur und Ordnung, um gut arbeiten zu können? Dann lohnt es sich, das Planen auszuprobieren. Brauchen Sie das kreative Chaos, um gut arbeiten zu können? Auch Ihnen würde ich empfehlen, das Planen zumindest auszuprobieren. Doch wenn Sie merken, das funktioniert nicht gut für Sie, dann sollten Sie einfach Draufloschreiben, um Ihre Kreativität optimal nutzen zu können. Diese Arbeitsweise bringt zwar einige Nachteile mit sich, aber es lässt sich besser mit den Nachteilen leben, als gar nicht ins Schreiben zu kommen.

Das Drauflosschreiben
Menschen, die einfach draufloschreiben, werden Discovery Writer genannt – weil sie ihre Geschichte beim Schreiben entdecken. Die Kreativität wird durch keinerlei Vorgaben gebremst und sie können munter drauflos fabulieren. Doch diese Art des Schreibens hat meist zwei gravierende Nachteile.

Als Anfänger / Anfängerin ist das Risiko groß, dass Sie sich ins Nichts schreiben. Denn die Freude am Fabulieren trägt oft die ersten 50 bis 100 Seiten. Doch oft geht beim Schreiben so ganz allmählich die Geschichte verloren. Irgendwann wissen Sie nicht mehr, worauf das Ganze eigentlich hinauslaufen soll. Das ist mir zu Beginn meines Schreibens einige Male passiert und ich weiß von etlichen Teilnehmer*innen meiner Seminare, dass es ihnen ähnlich ergangen ist.

Sollte es Ihnen jedoch gelingen, auf diese Weise Ihren Roman zu beenden, dann haben Sie eine erste Rohfassung. Diese muss in aller Regel gründlich überarbeitet werden, damit eine spannende Geschichte entsteht. Oft müssen etliche Passagen rausgeschmissen und neu geschrieben werden. So entsteht eine zweite, bessere Rohfassung, manchmal braucht es noch einen dritten oder gar vierten Entwurf. Discovery Writer müssen ihre Geschichten oft mehrfach überarbeiten, damit die Geschichte allmählich besser wird. Das ist zwar viel Arbeit, aber wenn das Drauflosschreiben für Sie die beste und kreativste Art des Schreibens ist, dann ist es die richtige Arbeitsweise für Sie.

Das Planen
Beim Planen eines Romans entwickeln Sie vor dem Schreiben einen Handlungsverlauf und die passenden Figuren dazu. Was in welcher Reihenfolge kommt, ist dabei nicht so wichtig. Manche fangen mit den Figuren an, andere beginnen mit dem Plot, beides funktioniert gut. Wichtig ist nur, dass Sie irgendwann beides aufeinander abstimmen: Damit der Plot zu den Figuren passt und die Figuren zum Plot. Denn eine gute Geschichte fordert die Figuren heraus und bringt sie an ihre Grenzen: Die Hauptfigur muss unter Beweis stellen, dass sie der Herausforderung gewachsen ist. Deshalb sollten Handlung und Figuren gut zusammenpassen, damit das funktioniert. Lesen Sie hier mehr über das Plotten und finden Sie hier weitere Hinweise zur Figurenentwicklung.

Wenn Sie vor dem Schreiben planen, dann kenne Sie bereits das Ende, noch bevor Sie den ersten Satz schreiben. So sparen Sie sich später die mehrfache Überarbeitung. Außerdem haben Sie beim Schreiben den Kopf frei, um sich ganz auf die einzelnen Szenen und die Beschreibungen von Ort, Figuren und Handlung zu konzentrieren.

Die Visualisierung

Egal ob vor oder nach dem Schreiben: Irgendwann kennen Sie den Handlungsverlauf mit allen Wendepunkten und wissen, was mit Ihren Figuren geschieht. Es lohnt sich, dieses Wissen nicht nur als Text zu notieren, sondern zu visualisieren. In der Kreativitätsforschung hat sich gezeigt, dass die meisten Menschen von visuellen Reizen sehr profitieren. Egal ob Molekülmodelle in der Chemie oder Entwürfe in der Architektur: Eine Zeichnung reduziert Komplexität, hilft uns zu verstehen, den Überblick zu behalten und vorhandene Planungen weiterzuentwickeln. Es lohnt sich in jedem Fall, sowohl den Plot als auch die Figuren zu visualisieren.

Für die Visualisierung von Handlung und Figuren gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Ich entwickle beispielsweise den Handlungsverlauf meiner Geschichten mithilfe von Karteikarten. Das hat den großen Vorteil, dass ich sehe, was wann geschieht. Vor zwanzig Jahren habe ich meine Plots nur mit einem Text festgehalten. Dabei habe ich mich oft im Wust der Beschreibungen verloren. Ich wusste nicht so genau, was geschieht in der Geschichte wann, welche Ereignisse gehen voraus, was kommt danach. Den Text musste ich immer wieder lesen, um mich an alle Details meiner Planung zu erinnern.

Heute arbeite ich mit Karteikarten. Auf diese muss ich nur einmal draufschauen, dann erinnere ich mich wieder an alles. Das geht nicht nur schneller, das ist auch eindrücklicher und hilft mir, den Überblick zu bewahren. Ein typischer Roman hat rund 300 Seiten und auf 300 Seiten kann eine Menge geschehen. Karteikarten bringen Struktur in die Handlung und helfen mir zu sehen, ob die Geschichte im richtigen Tempo Spannung aufbaut und ob die Wendepunkte gut platziert sind.

Natürlich sind Karteikarten ganz alte Schule. Viele planen heute digital, mit Computer-Programmen und Web-Anwendungen. Doch neben der visuellen Wahrnehmung ist die haptische Wahrnehmung eine der stärksten Fähigkeiten des Menschen, komplexe Reize aufzunehmen und zu verarbeiten. Eine Geschichte auf Karteikarten wird nicht nur in allen Wendungen sichtbar, sondern auch spürbar. Das unterstützt unser Gehirn, die Komplexität langer Geschichten zu reduzieren, zu strukturieren, zu erfassen und letztlich zu verbessern.

Auch Figuren lassen sich anhand von visuellen und haptischen Hilfsmitteln entwickeln und begreifbar machen: Sie es durch Fotos von Schauspieler*innen, die einen ersten Impuls liefern für eine Figur, durch Collagen, die einen Überblick über Charakter-Eigenschaften liefern, oder durch Soziogramme, die Zusammenhänge zwischen Figuren erfahrbar machen.

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Von der Idee zum Roman

Verbesserungspotenzial finden
Halte ich den Handlungsverlauf und die Entwicklung einer Figur mit Karten, Zeichnungen oder anderen Hilfsmitteln fest, dann bekommen wir mithilfe visueller und haptischer Wahrnehmung einen Überblick. Wir können die Struktur einer Geschichte, den Handlungsverlauf und die Dynamik zwischen den Figuren leichter erfassen. So kann ich als Autorin meine Geschichten besser begreifen und mich auf die Suche nach Verbesserungspotenzial machen. Das Ziel ist es, eine Geschichte so gut zu erzählen, wie nur irgend möglich.

Das Erlernen des Schreibhandwerks ist der erste Schritt, um gute Geschichten zu erzählen. Dabei helfen uns archetypische Erzählmuster wie der Dreiakter und die Heldenreise, um das Handwerk des Geschichtenerzählens zu verstehen und zu lernen. Am Ende sind wir als Autor*innen gefordert, darüber hinauszuwachsen und das Wissen vieler Generationen von Autor*innen zu verinnerlichen, um ganz neue und eigene Geschichten zu schreiben.

Der zweite Schritt ist das Erkennen und Verstehen von Zusammenhängen. Eine Geschichte lebt von Entwicklungen: Das, was zwischen den Figuren geschieht, und das, was im Laufe der Handlung geschieht. Wir können unsere visuelle und haptische Wahrnehmung nutzen, um diese Komplexität zu verstehen und zu meistern und aus einer guten Idee eine richtig gute Geschichte zu machen.

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